Osteoporose ist eine chronische Erkrankung des Skelettsystems. Sie führt dazu, dass die Knochen nach und nach an Substanz verlieren, porös und instabil werden, so dass sie schließlich schon bei geringer Belastung brechen können. Lange Zeit bemerken Betroffene die schleichenden Veränderungen an der Knochenstruktur nicht. Viele bringen die typischen Anzeichen wie Rückenschmerzen, den Verlust an Körpergröße oder einen Rundrücken aber auch nicht mit Osteoporose in Zusammenhang. So kommt es, dass die Erkrankung oftmals lange unerkannt bleibt und nicht frühzeitig behandelt wird.
Aufgrund der hohen Dunkelziffer lässt sich die Zahl der Krankheitsfälle nur schätzen. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland rund sechs Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt sind. Besonders häufig sind ältere Menschen und darunter mehr Frauen als Männer betroffen. Die Gründe hierfür sind nachvollziehbar, wenn man den Hintergrund und die Entwicklungsstadien der Osteoporose kennt (Ursachen und Risikofaktoren).
Um zu verstehen, wie ein gesunder Knochen funktioniert und was ihn ausmacht, zunächst einige grundlegende Dinge über unsere Knochen.
Es sind ungefähr 206 Knochen, die das Skelett eines erwachsenen Menschen ausmachen. Ganz genau lässt sich das nicht sagen, da z. B. die Anzahl der Fuß- und Handknochen individuell verschieden sein kann. Manchmal werden auch Knorpel, die verknöchert sind, mitgezählt. Zudem können Knochen im Laufe des Lebens zusammenwachsen. Daher ist bei der Geburt die Zahl der Knochen deutlich höher und liegt bei etwa 300. Beispielsweise besteht bei Neugeborenen der Schädel noch aus mehreren verschiebbaren Knochenplatten, die erst später zu einer geschlossenen Schädeldecke zusammenwachsen.
Das Knochengerüst der Hände und Füße besteht aus besonders vielen einzelnen Knochen.
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Aufbau und Struktur der Knochen
Knochen faszinieren durch ihre stabile Leichtbauweise. Im Inneren des Knochens ist das Knochengewebe wie ein schwammartiges Gerüst aufgebaut, mit längs und quer verlaufenden Knochenbälkchen (Trabekel). Dieses Gerüst hat selbst relativ wenig Substanz (Substantia spongiosa) und folglich wenig Gewicht, sorgt aber maßgeblich für die Struktur und Stabilität des Knochens. Die Belastbarkeit des Knochens wächst, je dichter die Knochenbälkchen vernetzt sind.
Um die Spongiosa herum befindet sich eine glatte, sehr feste, kompakte Schicht (Corticalis oder Substantia compacta). Ihre Dicke variiert je nach Knochenform und -funktion. So besteht z. B. der Schaft eines Röhrenknochens überwiegend aus der harten Corticalis, ein Wirbelkörper hingegen besitzt nur eine sehr dünne äußere Schicht.
Aufbau des Knochens
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Knochenstoffwechsel
Knochen sind keine ruhende Masse, sie müssen wachsen und sich verändern können. Das Knochengewebe besteht aus Knochenzellen, die in die sogenannte Knochenmatrix eingebettet sind. Diese Zellen sorgen dafür, dass sich das Knochengewebe in einem ständigen Umbau- und Erneuerungsprozess befindet und sich der Knochen gesund entwickeln kann.
Man unterscheidet dabei zwischen zwei Zelltypen: den knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) und knochenbildenden Zellen (Osteoblasten). Sie werden durch verschiedene Hormone gesteuert, so dass bei einem gesunden Knochenstoffwechsel Auf- und Abbauprozesse ausgewogen und aufeinander abgestimmt sind.
Etwa bis zum 3. Lebensjahrzehnt überwiegt der Knochenaufbau, d. h., die Festigkeit der Knochen und die Knochenmasse nehmen bis dahin noch stetig zu. Schließlich erreicht jeder seine persönliche Spitzenknochenmasse (englisch: peak bone mass). Die Höhe der Spitzenknochenmasse hängt von der genetischen Veranlagung, aber auch von anderen Faktoren wie Ernährung und Bewegung ab. So braucht der Knochenstoffwechsel bestimmte Nährstoffe, insbesondere Kalzium. Damit Kalzium überhaupt aus der Nahrung aufgenommen und im Knochengewebe eingelagert werden kann, wird Vitamin D benötigt. Körperliche Bewegung ist wichtig, weil durch die Druck- und Zugkräfte, die über die Muskulatur auf die Knochen wirken, die Knochenzellen stimuliert werden.
Verlust an Knochenmasse und Knochendichte
Irgendwann, so um das 40. Lebensjahr herum, gewinnen schleichend die Abbauprozesse die Oberhand und es kommt zu einer langsamen Abnahme von Knochenmasse. Dies ist Teil des natürlichen Alterungsprozesses unseres Körpers. Auch bei der Knochendichte lassen sich altersbedingte Veränderungen feststellen. Diese betreffen hauptsächlich die Knochenbälkchen, die schmaler werden.
Nicht selten schreiten diese Veränderungen allerdings sehr viel schneller und deutlicher voran, als es altersgemäß wäre. So können Störungen im Knochenstoffwechsel dazu führen, dass das natürliche Zusammenspiel von Aufbau- und Abbauprozessen aus dem Gleichgewicht gerät. Damit wäre der Beginn einer Osteoporose eingeleitet.
Lange Zeit bemerken Betroffene nichts davon, dass die Knochenmasse zunehmend schwindet. Meistens sind es die kleinen Knochenbälkchen im Zentrum des Knochens, die nach und nach porös und löchrig werden. Die Osteoporose kann aber auch zur Folge haben, dass die harte Außenschicht dünner wird. Beides führt dazu, dass der Knochen an Festigkeit und Stabilität verliert. Zudem wächst die Gefahr, dass mikroskopisch kleine Risse im Knochen, sogenannte Mikrofrakturen, die Knochenstruktur angreifen. Solche Mikrofrakturen können bei Überlastungen entstehen und werden bei einem gesunden Knochen durch die normalen Auf- und Abbauprozesse wieder repariert. Da diese Prozesse bei Osteoporose jedoch gestört sind, kann sich aus einer Mikrofraktur im Laufe der Zeit ein größerer Riss entwickeln. Kommen weitere Mikrofrakturen hinzu, brechen nach und nach die Knochenbälkchen ein. Bereits geringfügige Überbelastungen und kleinere Stürze können jetzt dazu führen, dass der Knochen bricht. Besonders anfällig für Knochenbrüche infolge einer Osteoporose sind dabei der Oberschenkelhalsknochen, die Handgelenke und die Wirbelkörper.
Osteoporose am Wirbelkörper

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Die betroffenen Wirbelkörper brechen nicht komplett, sondern die brüchige Substanz sackt in sich zusammen (s. Grafik). Dabei werden der Wirbelkanal und das Rückenmark nicht verletzt, d. h., es droht keine Querschnittslähmung. Doch die Veränderungen lösen Rückenschmerzen aus. Durch das Einbrechen der Wirbelkörper verliert die Wirbelsäule an Länge und kann sich im weiteren Verlauf deutlich verkrümmen. Das kann sich um mehrere Zentimeter bei der Körpergröße bemerkbar machen und zur Ausprägung eines Rundrückens führen.